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Kunst in Quarantäne 2.0

Parademaske eines römischen Reiters

Reinheim, 1. Jh. n. Chr.
Museum für Vor- und Frühgeschichte
 

Bei dieser eisernen Maske, einem der markantesten Stücke der saarländischen Altertümersammlung,  handelt es sich um das Visier eines Paradehelms aus dem 1. Jh. n. Chr., gefunden in Reinheim im Bliesgau im Jahr 2000.

Auf das Eisen ist eine dünne Messingschicht aufgebracht, was den Helm ursprünglich prächtig golden glänzen ließ. Er ist ausgearbeitet in Form eines männlichen, jungen Gesichtes ohne Bart. An Augen, Nase und Ohren sind Durchlässe eingearbeitet. Am Stirnansatz ist das Scharnier zu sehen, mit welchem die Maske hoch- und runtergeklappt werden konnte.

Der römische Autor Flavius Arrianus beschreibt in seinem Reitertraktat aus dem Jahr 136 n. Chr. solche Maskenhelme als Zubehör von Paraderüstungen der römischen Kavallerie. Als weitere Dekoration gehörte ein Helmbusch an der Oberseite typischerweise zu einem solchen Helm. Die Helme kamen vermutlich zum Einsatz zu repräsentativen Anlässen wie Triumphzügen, Schaukämpfen und zeremoniellen Ereignissen. Ob sie auch tatsächlich im Kampf getragen wurden, ist nicht bekannt.

Auch wie die Reinheimer Maske gerade an diesen Ort gelangt ist, ist nicht eindeutig zu klären. Aufgrund weiterer, zusammen mit dem Stück aufgefundener Objekte kann festgestellt werden, dass die Maske erst im 3. Jh. n. Chr. in die Erde gelangte. Möglich wäre, dass es sich um ein repräsentatives Familienerbstück der Besitzer der römischen Großvilla im gallischen Reinheim handelte, das mehrere Generationen lang weitergegeben wurde.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)

Der Schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) gehört zusammen mit Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller zu den einflussreichsten Schweizer Literaten des 19. Jahrhunderts. Seinen literarischen Durchbruch erlangte Meyer mit seinem 1872 veröffentlichten Gedichtzyklus „Huttens letzte Tage".

Zu seinen 1864 erschienenen „Zwanzig Balladen von einem Schweizer“ zählt auch die Ballade „Vercingetorix“, die 1865 auch in der letzten Ausgabe des Stuttgarter „Morgenblatts für gebildete Leser“ (1807-1865) – zusammen mit weiteren Gedichten – abgedruckt wurde.

 

Vercingetorix

Aus des Volkes lauten Wogen  
Steigt in dreigeteiltem Bogen  
Des Triumphes prangend Tor;  
Ein Gespann von Marmorrossen,  
Weiß wie Schnee, von Licht umflossen,  
Springt mit leichtem Huf empor.  

Mit dem Schlüsselbund ein Alter,
Der Gefängnisse Verwalter,  
Schreitet um das Kapitol,
Steigt hinab die Seufzerstufen –  
„Gallier! Gallier!" rollt sein Rufen  
In die Tiefe dumpf und hohl.

„Gallier, komm den Zug zu zieren,  
Rom und Cäsar triumphieren,
Uns der Ruhm und dir der Hohn!  
Drauf bist du dem Henker eigen,  
Und dann magst du ewig schweigen
Schweigst du ja so lange schon."

In des Kerkers feuchter Ecke,
Wo sich niederwölbt die Decke,
 Lehnt ein Haupt verhüllten Blicks;  
Aber wie der Ruf erschollen,
 Blitzend hebt die freudevollen
 Augen Vercingetorix.

"Römer, Dank für deine Kunde!"  
 Schallt's aus seinem trotz’gen Munde,  
"Reden will ich noch mit dir.  
Weißt du denn, warum ich trage
Ohne Laut und ohne Klage
Die verhasste Fessel hier?

Mit den jungen Gaugenossen,
Eng vom Römerwall umschlossen,
Cäsars ganzen Hasses wert,
Zückte schon zu freiem Sterben,
Den Triumph ihm zu verderben,
Ich auf diese Brust das Schwert.

Doch bevor mich Tod umgraute,
Sah ich die mir anvertraute
Schar verstummt in trübem Mut:
Birgt er mich mit nächt'gem Flügel,
Rötet mir den Grabeshügel
Cäsar mit der Brüder Blut.

Strömen werden heiße Tränen
Rings im Lande! - Schnell an jenen
Send ich: Cäsar, lass sie ziehn!
Mich, der dich aufs Haupt geschlagen,
Fessle mich an deinen Wagen,
Nimm die volle Beute hin!

In dem hellsten Waffenglanze
Jag allein ich aus der Schanze,
In der Faust des Schwertes Blitz,
Dreimal flieg ich um im Kreise,
Noch im Lauf nach Gallierweise
Spring ich ab vor Cäsars Sitz.

Mir ins Antlitz schnaubt das treue
Tier, ich stoß ihm ohne Reue
Meine Waffe durchs Genick,  
Schleudre sie zu Cäsars Füßen.
Hei! das war ein blutig Grüßen,  
War ein Trotzen Blick in Blick!

Über Meer entführt, gebunden,  
Stunden Jahre, Jahre Stunden  
Modernd in des Kerkers Gruft –  
Komm! Noch aufrecht kann ich gehen
Unter Sklaven und Trophäen,
Schon umweht von Heimatluft!

Hat er sich mit mir gebrüstet
Wird mir Block und Beil gerüstet,
Wenn die Sonne neigt den Lauf.
Dann ein Streich! der Kerker zittert
Und mein Ross, das Blut gewittert,
Aus der Tiefe braust es auf.

Sausend geht es durch die Felder
In die Geisternacht der Wälder,
Über Felsen kühn und wüst!
Hör ich meiner Rhone Stimme?
In den Strom, mein Tier, und schwimme!
Heimat, Heimat, sei gegrüßt ! 

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