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Kunst in Quarantäne 2.0

Bronzehalsreif aus der Adelsnekropole  "Preußenkopf"

um 420-320 v. Chr., Bronze mit Glaseinlagen (oben: Rückseite, unten: Vorderseite)
Fundort: Gehweiler-Oberlöstern, Stadt Wadern, Landkreis Merzig-Wadern 
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken (Dauerleihgabe des Landesdenkmalamtes)
 

Etwa neun Kilometer südwestlich des keltischen Ringwalls von Otzenhausen, im Volksmund als „Hunnenring“ bekannt, befindet sich auf der Flur „Preußenkopf“ zwischen den Orten Gehweiler und Oberlöstern eine Nekropole der sog. Jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur (5.-3. Jh. v. Chr.), einer regionalen Kulturgruppe, die in der Eisenzeit auch das Nordsaarland besiedelte. Der Friedhof wurde 1997 entdeckt und ab 1998 systematisch vom Landesdenkmalamt des Saarlandes ausgegraben. Dabei wurden 10 Grabhügel lokalisiert, deren monumentale Ausmaße und luxuriöse Grabbeigaben auf einen Bestattungsplatz der reichen und gesellschaftlich hochrangigen Elitenschicht hindeuten.

Hügel 5 wurde ab 2001 entdeckt und wissenschaftlich erforscht. Einem Bauern waren beim Pflügen grobe Steinbrocken aufgefallen, die durch den Pflug an die Oberfläche kamen. Er erstattete Meldung seiner Beobachtung, worauf eine Ausgrabung begann. Bereits in 11 cm Tiefe stießen die Archäologen auf eine Steinumfassung von 4,1 x 1,6 m aus aufeinander geschichteten Steinen. Eine solche Struktur ist typisch für das Innere eines großen Grabhügels, in dem ursprünglich zwischen die Steinpackung eine Grabkammer aus Holz eingesetzt war, welche mit einem aufgeschütteten Erdhügel überdeckt wurde. In der Entstehungszeit waren solche Monumente als Landmarken weithin sichtbar. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Hügel in der Landschaft eingeebnet und sind daher heute oberflächlich meist nicht mehr zu erkennen. In der Grabkammer war eine Frau bestattet worden, der sehr reiche Schmuck- und Gefäß-Beigaben mitgegeben wurden: 1 Halsreif aus Eisen, 2 knotenverzierte Arm- und 2 geperlte Fußringe aus Bronze, 1 Fingerring und 1 Oberarmring aus Zinn, 2 Fibeln (Gewandspangen) aus Eisen, 1 Schuhanhänger, 6 Keramikgefäße mit Rillenverzierung und 1 Eisenmesser.

Das prächtigste Stück ist ein zweiter Halsreif aus Bronze. Das Objekt ist sehr fragil und musste daher auf der Ausgrabung als Erdblock geborgen und in der archäologischen Spezialwerkstatt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz unter Laborbedingungen freigelegt werden – ein hoher Aufwand, der sich gelohnt hat. Unter den Erdkrusten zu Tage kam ein einzigartiges Meisterwerk der keltischen Schmuckmacherkunst mit aufwendigen Verzierungen. Der Ring ist verziert mit Rillungen und Knoten. Die Endabschnitte sind flach geschmiedet und bieten dort Platz für noch filigranere Zier: Rückseitig sind ornamentale Muster einziseliert bzw. eingepunzt aus Punkten, Voluten, Ranken und Herzformen. Die Vorderseite zeigt S-förmige Bronze-Spiralen, deren Zwischenräume als Intarsien mit rötlichem Glas ausgegossen wurden. Die abgeplatteten Enden an der Öffnung des Reifs sind verziert mit zwei stilisierten Gesichtern.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Zu Rilkes mittlerer Werkphase gehört eine Sammlung von Gedichten, die von ihm selbst als "Neue Gedichte" bezeichnet wurden. Das früheste darin enthaltene Gedicht „Der Panther“ entstand vermutlich bereits Ende 1902, die weiteren Gedichte bis 1907 in Paris und Meudon (zusätzlich acht weitere Gedichte auf Capri Anfang 1907 abgeschlossen).

Die erste Publikation der „Neuen Gedichte“ erschien bereits 1907, darin enthalten war auch das Gedicht „Grabmal eines jungen Mädchens“, das im Winter 1905/06 in Meudon entstand.

 

Grabmal eines jungen Mädchens

Wir gedenkens noch. Das ist, als müßte

alles dieses einmal wieder sein.

Wie ein Baum an der Limonenküste

trugst du deine kleinen leichten Brüste

in das Rauschen seines Bluts hinein:
 

– jenes Gottes.

Und es war der schlanke

Flüchtling, der Verwöhnende der Fraun.
 

Süß und glühend, warm wie dein Gedanke,

überschattend deine frühe Flanke

und geneigt wie deine Augenbraun. 

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