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Paul Signac (1863-1935)

Bauernhäuser an der Küste, 1885
Gemälde
Moderne Galerie

 

Paul Signac, 1863 in Paris geboren, gehört zusammen mit Georges Seurat zu den bedeutenden Vertretern des Neo-Impressionismus. Nach einem abgebrochenen Architekturstudium entschied sich Signac im Juni 1880 als Autodidakt für die Malerei, nachdem er in Paris Claude Monets Ausstellung „La Vie moderne“ besucht hatte und tief beeindruckt war.

 

In einem Brief an Monet schrieb Signac 1881/82: „[…] ich male seit zwei Jahren, und meine einzigen Vorbilder waren Ihre Werke! Ich folgte dem wunderbaren Weg, den sie uns erschlossen. Ich habe stets regelmäßig und gewissenhaft gearbeitet, aber ohne Rat oder Hilfe, da ich keinen Impressionisten kenne, der mich hätte anleiten können“. Diese „Anleitung“ für Signac übernahm späterhin der französische Maler Arman Guillaumin, der selbst als Autodidakt begonnen hatte.

 

1884 lernte Signac Georges Seurat kennen und gründete mit ihm, Odilon Redon und Albert Dubois-Pillet am 29. Juli des Jahres die Societé des Artistes Indépendants, als Reaktion auf die Zurückweisung ihrer Werke im renommierten „Salon de Paris“.

 

In der ersten Ausstellung der neu gegründeten Gruppe präsentierte Seurat bereits sein kurze Zeit zuvor entstandenes Gemälde „Ein Badeplatz, Asniére“, das heute in der National Gallery in London aufbewahrt wird und als das erste pointillistische Gemälde gilt. Signac war begeistert und erarbeitete selbst ab 1886 – in Überwindung der impressionistischen Malweise – eine auf Punkten basierende Maltechnik, bei der sich die in reinen Farben nebeneinandergesetzten Punkte der Leinwand erst im Auge des Betrachters zu einem Ganzen vermischen. Konturen werden aufgelöst und Formen aus gepunkteten, dicht nebeneinander gesetzten Farben erzielt.

 

Das 1953 auf der 18. Auktion des Stuttgarter Kunstkabinetts für das Saarlandmuseum erworbene Gemälde Signacs mit dem Titel „Port-en-Bassin“ („Bauernhäuser an der Küste“) entstand 1885 und zeigt noch seine zu diesem Zeitpunkt angewandte impressionistische Malweise.

 

Seit Anfang der 1880er Jahre hielt sich Signac im Sommer in der Normandie auf. Das Gemälde „Bauernhäuser an der Küste“ zeigt einen Blick auf einen Küstenstreifen des kleinen Dorfes Port-en-Bessin, das unweit von Bayeux liegt. Häuser, Küste und Hintergrundlandschaft sind im impressionistischem Pinselduktus aufgelöst und vermitteln eine sommerlich heitere Atmosphäre. Martitime Landschaften, vornehmlich Meer- und Küstenabschnitte vorstellend, blieben Signac als passioniertem Segler zeit seines Lebens favorisierte Bildmotive.

(Dr. Elke Schwarz, Fördergesellschaft)

 

Begleitende Lyrik

Richard Dehmel (1863-1920)

Richard Dehmel (1863 in Brandenburg geboren, 1920 in Blankenese gestorben) veröffentlichte seinen ersten Gedichtband „Erlösungen. Eine Seelenwanderung in Gedichten und Sprüchen“ im Jahr 1891. Zu dieser Zeit war der in Leipzig über „Versicherungsfragen“ promovierte Dehmel noch beim Verband der Privaten Deutschen Versicherungsgesellschaften in Berlin angestellt und nur in seiner Freizeit als Schriftsteller aktiv. Seine zeitgleich begonnene Freundschaft mit Detlev von Liliencron (dessen literarischen Nachlass er ab 1909 herausgeben wird) eröffnet ihm den literarischen Impressionismus.

 

Im Jahr 1894 ist Dehmel Mitbegründer der Kunstzeitschrift PAN und ab dem darauffolgenden Jahr ist er als freier Schriftsteller tätig. Bereits ein Jahr später erregt sein Lyrikband „Weib und Welt“ großes Aufsehen, insbesondere sein darin enthaltenes Gedicht „Venus Consolatrix“, wofür er wegen „Verletzung religiöser und sittlicher Gefühle“ verurteilt wird.

Er wird damit einer der populärsten Lyriker seiner Zeit, Komponistinnen und Komponisten wie Alma Mahler-Werfel, Richard Strauss oder Jean Sibelius vertonen seine Gedichte. Eine der bekanntesten Kompositionen nach Dehmel stammt von Arnold Schönberg, der aus Dehmels Skandalband „Weib und Welt“ das Gedicht „Verklärte Nacht“ als programmatische Vorlage für sein 1899 komponiertes Streichsextett gleichen Namens verwendet. (Auch Schönbergs Komposition, die 1902 in Wien uraufgeführt wurde, zog einen Skandal nach sich, der sich sowohl auf die „ungewohnte Tonsprache“ als auch auf die Gedichtvorlage bezog).

Seinen größten literarischen Erfolg erzielte Dehmel im Jahr 1903 mit seinem Roman „Zwei Menschen. Roman in Romanzen“. Zwei Jahre zuvor hatte er in zweiter Ehe Ida Auerbach geheiratet und das Paar war nach Blankenese gezogen. Von ihrem Domizil aus pflegten sie Kontakte zu Peter Behrens, Harry Graf Kessler und Henry van de Velde.

„In Wien trafen die Dehmels auf Adolf Loos, Stefan Zweig und Gustav Mahler. Sie besuchten Max Klinger und Max Liebermann in ihren Ateliers, wechselten Briefe mit Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Romain Rolland und Emile Veraeren. Walther Rathenau schätzte sie, Alfred Lichtwark legte Wert auf Richard Dehmels Kunsturteil. In Hamburg fanden die Dehmels in dem Dichter Detlev von Liliencron und den an die Kunstgewerbeschule berufenen Künstlern wie Richard Luksch und Elena Luksch-Makowsky einen örtlichen Kreis. Ab 1912 lebten Richard und Ida Dehmel als Mittelpunkt eines selbst geschaffenen Gesamtkunstwerks aus Dichterhaus, Mobiliar, Kunstwerken, Archiv und Garten, das zum Treffpunkt für Künstler aus dem In- und Ausland wurde. Doch schon 1920 starb der Dichter. Seine Witwe pflegte den Nachlass und belebte das Haus mit Führungen und Vorträgen neu, bis sie ab 1933 als Jüdin ausgegrenzt wurde und sich 1942 das Leben nahm“, wie die nach dem Paar benannte „Dehmelhaus-Stiftung“ in Hamburg-Blankenese über die Lebensumstände des Künstlerpaars Dehmel Auskunft gibt.

 

Klarer Tag

Der Himmel leuchtet aus dem Meer;

ich geh und leuchte still wie er.

Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.

Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.

Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.

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