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Kunst in Quarantäne 2.0

Kaffee-tee-service

Zweibrücker Porzellan, um 1770/72
Alte Sammlung
 

Zweibrücker Porzellan zählt heute – bedingt durch die kurze Produktionsdauer der Manufaktur – zu begehrten Sammlerstücken. Derzeit sind nur rund 250 Stücke nachweislich erhalten, davon befindet sich etwa ein Drittel im Stadtmuseum Zweibrücken und rund 40 Porzellane in der Alten Sammlung des Saarlandmuseums in Saarbrücken.

Die Porzellanmanufaktur Pfalz-Zweibrücken wurde im April 1767 von Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken gegründet. Die Idee hierzu hatte ihm sein „Leibmedikus“, der Arzt und Apotheker Josef Michael Stahl, in den Kopf gesetzt. Stahl hatte bereits den Modellmeister Laurentius Russinger aus der Porzellanmanufaktur Höchst nach Pfalz-Zweibrücken abgeworben, der die Geheimnisse der Porzellanherstellung mitbrachte. Den ersten Standort der Porzellanmanufaktur siedelte man auf Schloss Gutenbrunn an und experimentierte anfangs erfolglos mit kaolinhaltiger Erde aus Nohfelden, bevor man einsehen musste, dass zur Herstellung qualitätvoller Waren die teurere Passauer Porzellanerde eingekauft werden musste. Nach Überwindung kleinerer Startschwierigkeiten konnte Christian IV. jedoch einige Monate später sein „eigenes“ Kaffee-Tee-Service – mit Monogramm C(hristian) P(falzgraf) – in Händen halten. (Eine monogrammierte Tasse dieses Services befindet sich auch in der Alten Sammlung). Zu den in Zweibrücken hergestellten Produkten gehörten neben Tafelgeschirren, Pfeifenköpfen und Schreibgarnituren vor allem auch Porzellanfiguren.

 

Bereits im Juni 1768 zerstörte ein Unwetter die Anlage auf Schloss Gutenbrunn, nur wenige Monate später, im April 1769, tat das Hochwasser der Blies sein übriges. Die Produktion auf Schloss Gutenbrunn wurde beendet und in die Residenzstadt Zweibrücken – in den sog. „Langen Bau am Wasser“ - verlegt. Nachdem im Jahr 1770 die Produktion wieder erfolgreich aufgenommen war, musste man jedoch erkennen, dass die umliegenden Nachbarstaaten mit ihren jeweiligen Porzellanmanufakturen (Ottweiler, Frankenthal, Höchst) durch hohe Einfuhrzölle den wirtschaftlichen Absatz erfolgreich verhinderten.

Als Pfalzgraf Christian IV. am 5. November 1775 starb, begann der Anfang vom Ende der Porzellanmanufaktur Pfalz-Zweibrücken. Zunächst wurden Teile der Manufaktur an verschiedene private Fabrikanten verkauft, die in der Folge mit der Herstellung von Steingut erfolglos blieben. Details des Niedergangs sind nicht belegt, im Jahr 1790 existiert in Pfalz-Zweibrücken jedoch keine Porzellanmanufaktur mehr.

 

Bereits im Jahr 1926 erwarb Hermann Keuth (damals für das Saarbrücker Heimatmuseum) Teile eines Kaffee-Tee-Service, die heute in der Alten Sammlung aufbewahrt werden. Zu diesem Service zählen: eine Kaffeekanne, eine Mokkakanne, eine Teekanne und zwei Kaffeetassen mit Untere (sowie eine Zuckerdeckeldose/ohne Abbildung).

Typisch für die Manufaktur Pfalz-Zweibrücken ist die Bemalung mit an Schleifen aufgehängten Blumengirlanden, die bei den Service-Teilen der Alten Sammlung vielfarbig ausgeführt ist, ebenso aber auch als reine Blau- oder Purpurmalerei zur Anwendung kam.

(Dr. Elke Schwarz, Fördergesellschaft)

 

Begleitendes Zitat

Bettina von Arnim (1785-1859)

Bettina von Arnim (geb. 1785 in Frankfurt/Main als Bettina Brentano, gest. 1859 in Berlin und seit 1811 mit Achim von Arnim verheiratet) entstammte einer adeligen und wohlhabenden Familie mit italienischen Wurzeln. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs sie bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche auf, die ihrerseits Schriftstellerin war; ihr Bruder ist der Schriftsteller Clemens Brentano. Im Jahr 1807 begegnete sie in Weimar Johann Wolfgang von Goethe und verliebte sich in den 36 Jahre älteren Dichter. Ihr wichtigstes Buch „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ erschien 1835 und ist in Form eines Briefromans angelegt. Ihren Briefwechsel mit Goethe, den sie jeweils mit „Dein Kind“ signierte, hatte sie hierfür zugrunde gelegt, jedoch stark überarbeitet.

Von Bettina von Arnim stammt das Zitat:

 

Blumen

sind

die

Liebesgedanken

der

Natur

 

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