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Kunst in Quarantäne 2.0

Frankfurter Dielenschrank

um 1700
Alte Sammlung
 

In der Alten Sammlung werden neben Gemälden, Skulpturen und Porzellan auch Möbel aus dem höfischen und bürgerlichen Lebensbereich von der Spätrenaissance bis zum Biedermeier gezeigt. Ein eindrucksvolles Beispiel eines barocken Schrankmöbels stellt der sog. Frankfurter Dielenschrank dar, der um 1700 entstanden ist.

Das repräsentative Schrankmöbel des Großbürgertums erlebt im Barock seine Blütezeit und verdrängt die Truhe in den ländlichen Kulturkreis. Es wird seine Stellung als wichtigstes Behältnismöbel in Deutschland selbst nach Aufkommen der Kommode im ausgehenden 17. Jahrhundert bis ins späte 18. Jahrhundert hinein behaupten.

In ganz Deutschland bilden sich im Laufe des Barock regionale Sondertypen, wie zum Beispiel der Hamburger und Danziger Schapp [Schapp: niederdt. für Schrank], der Ulmer oder auch der Frankfurter Schrank heraus.

Der Dielenschrank der Alten Sammlung steht als ein klassisches Beispiel für den als Frankfurter Schrank (oder Wellenschrank) bezeichneten großbürgerlichen Schranktyp.

Obgleich als "Frankfurter" Schrank bezeichnet, war dieses Schrankmöbel in ganz Südwestdeutschland weit verbreitet. Über einem hohen, durch drei vorgekröpfte Postamente gegliederten Sockelkasten erhebt sich ein entsprechend von Pilastern mit plastisch minuziös gearbeiteten Kapitellen vertikal gegliederter, doppeltüriger Korpus, dessen mächtiges, die Horizontale akzentuierendes, weit vorkragendes Kranzprofil den Schrank bekrönt.

Charakteristisch für diesen Schranktyp sind seine aus Kehle und Wulst bestehenden Rahmenprofile, welche die ansonsten glatten Füllungen der Türflügel einfassen. Das gesamte Möbel ist derart in Nußbaum furniert, dass die in unterschiedlichen Richtungen furnierten Flächen in Verbindung mit den kräftigen Profilen und einem seidig glänzenden Oberflächenüberzug die Holzmaserung und -farbe besonders zur Geltung bringen.

(Patrick Urs Krüger, in: Bestandskatalog "Die Alte Sammlung" 1995)

 

Begleitende Literatur

Philipp von Zesen (1619-1689)

Der 1619 in der Nähe von Dessau geborene Philipp von Zesen hat mit seinem autobiografischen Roman "Die Adriatische Rosemund" aus dem Jahr 1645 den ersten deutschen Roman der Barockliteratur verfasst. Darüber hinaus ist von Zesen vor allem für seine Bemühungen bekannt geworden, Fremdwörter in die deutsche Sprache zu übertragen. Ihm werden u.a. die Verdeutschungen "Rechtschreibung" (anstatt Orthographie) oder "Bücherei" (anstatt Bibliothek) zugeschrieben.

Von Zesens Gedicht "Die Künste bestehen" entstand nach 1635.

 

Die Künste bestehen

Ein ander mag trachten nach irdischen Sachen,

Die alle vergehen, nach Silber und Gold.

Wir wollen und sollen das alles verlachen,

Weil Götter uns günstig und Herren uns hold.

Die Schätze vergehen:

Die Künste bestehen.

Ich wähle die Zier:

Und muss ich gleich sterben,

Im Grabe verderben,

So bleibet mein Name doch immer allhier.

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