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Bügelfibeln

merowingerzeitlich, um 600 n. Chr.
Silber vergoldet, Bronze, Granat
Fundort: Saarbrücken-Güdingen, Regionalverband Saarbrücken (Grab 2)
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken

 

 

Bereits der Ortsname Güdingen deutet mit der Endung „-ingen“ auf eine germanische Neugründung aus der Übergangszeit zwischen Spätantike und frühem Mittelalter hin, die sog. Merowingerzeit. Benannt ist diese Epoche des 5.-8. Jahrhunderts n. Chr. nach dem fränkischen Königsgeschlecht der Merowinger im gallisch-germanischen Raum, die nach dem Untergang des römischen Reiches das Machtvakuum füllten, selbst wiederum 751 von der Dynastie der Karolinger abgelöst wurden.

 

Verweise auf diese Zeit finden sich in Güdingen nicht nur im Namen, sondern auch in archäologischen Befunden. 1961 wurden im Ort beim Aushub eines Kellers drei Körpergräber aus der Zeit etwa um 600 entdeckt. Anhand der Knochenuntersuchung der Gebeine und der Beigaben konnten zwei als Frauen- und eines als Männergrab bestimmt werden. Insbesondere die Frauengräber waren reich mit Schmuckbeigaben versehen und zählen zu den ansehnlichsten germanischen Funden aus saarländischer Erde: Perlenketten aus bunten, mit Marmorierung verzierten Glasperlen und Bergkristall, ein Messerchen mit Goldblech ummanteltem Griff, geschnitzte Schmuckscheiben aus Hirschgeweih, gerippte Glasbecher, eine Bronzenadel, Münzen, eine bronzene Gürtelschnalle, ein Knochenkamm, ein Bronzebecken mit Perlrandverzierung.

 

Am prächtigsten ausgestattet war Grab 2, das Grab einer 40/45-jährigen, 1,75 m großen Frau. Es enthielt ein Paar Bügelfibeln aus vergoldetem Silber (L 9,5 cm). Bügelfibeln sind frühmittelalterliche Schmuckstücke mit Funktion einer Gewandspange, die vom 5.-7. Jahrhundert typischer Bestandteil der germanischen Frauentracht waren. Als modisch galt die sog. Vierfibeltracht, bei der die Trägerin ein Paar Fibeln im Schulterbereich und ein weiteres Paar im Hüftbereich trug. Mit der Zeit wurden die Bügelfibeln größer und ihre Position rückte von der Hüfte tiefer Richtung Knie. Ergänzt wurden diese als weiteres Accessoire durch eine Amulettkette, die zwischen den beiden Fibeln im Schoßbereich befestigt wurde, und an der Anhänger mit Kristallkugeln hingen, denen magische Wirkung zugesprochen wurde. Eine solche Bergkristallkugel mit Silberfassung befand sich auch in Grab 2. Neben den Bügelfibeln gab es außerdem eine kleine Scheibenfibel aus vergoldetem Silber (Durchmesser 3 cm), in die ein Zellwerk aus kräftig roten Granat-Plättchen eingelegt ist mit einer weißen Kalzit Perle im Zentrum. Der Granat ist durchscheinend geschliffen und mit Silberfolie unterlegt, sodass ein besonders funkelnder Lichteffekt entsteht. Diese Kleinfibeln dienten vermutlich dazu, ein Schultertuch über dem tunika-artigen Kleid zu halten. Die Dame aus Grab 3 trug außerdem eine Perlenkette aus opakem Glas, in die eine aufwendig gearbeitete Millefiori-Perle (blau/rot/gelb/grün gemustert) eingesetzt ist als besonderer Blickfang. Solche Perlen stammten als luxuriöse Importe aus dem Mittelmeerraum.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

Ernst Moritz Arndt, 1769 auf Rügen geboren und 1860 in Bonn gestorben, veröffentlichte als Publizist vorrangig Schriften, Lieder und Gedichte mit patriotischem Inhalt, die sich vor allem gegen die Herrschaft Napoleons richteten. Häufig wird er daher als Schriftsteller der Befreiungskriege (1813-1815) betitelt – und wurde lange Zeit auch als glühender Patriot verehrt.

Während Arndt zu Lebzeiten geschätzt war (u.a. war er auch Abgeordneter in der Frankfurter Paulskirche) und er bereits 1856 innerhalb des Rubenow-Denkmals an der Universität Greifswald verbildlicht wurde, wie auch die Stadt Bonn ein Denkmal nach Arndts Tod am 29. Juli 1865 auf dem Alten Zoll (Universität Bonn) errichten ließ, wurden seine nationalistischen Schriften gepaart mit Franzosen- und Judenhass im 20. Jahrhundert kritisch bewertet.

Seine antisemitischen und frankophoben Äußerungen (Franzosen zu hassen, sei „die Religion des deutschen Volkes“) waren auch der Grund für die Umbenennung der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität (1933-2018), die heute nur noch als „Universität Greifswald“ geführt wird.

Arndt veröffentlichte seine Gedichte und Schriften zu Lebzeiten in unterschiedlichen Werkausgaben. Das Gedicht „Das Grab“ entstand 1835.

 

Das Grab

Steh hier still, hier wächst der Baum

Schon mit Blättern grün und voll,

Der des letzten Schlummers Traum

Freundlich dir umschatten soll.

Schau' ihn an, er ist so grün,

Nickt so lustig in die Welt,

Rote Rosen ihn umblühn,

Von der Maienluft geschwellt.

 

Welch ein Schimmer! Welch ein Duft!

Horche, wie der Morgen klingt,

Wie der Kuckuck unten ruft!

Wie die Lerche oben singt!

Und dies Leben rosenrot,

Diese Wonne liederreich

Wäre graulich, und der Tod

Hätte hier sein düstres Reich?

 

Nein, ihr Rosen, nein, du Baum,

Der mich einst umsäuseln wird,

Nein, du Vöglein, das den Traum

Dieses Schlafes einst umschwirrt,

Nein, ihr Maienlüftchen süß,

Die ihr mit den Blumen kost,

Hier blüht wieder Paradies,

Das nicht Sturm noch Flut umtost.

 

Wachse denn, du grüner Baum,

Wachset, Rosen, zum Gebüsch,

Mit dem vollen Frühlingstraum

Duftet um mein Bette frisch;

Liebe, hüte dieses Grab,

Hoffnung, winde drum dein Grün,

Und so laßt mich bald hinab

In die sel'ge Stille fliehn.

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