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Kunst in Quarantäne 2.0

Wandmalereien mit Zirkusszenen aus der römischen Villa Mechern

2. Jh. n. Chr., Fundort: Mechern, Stadt Merzig, Landkreis Merzig-Wadern
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken
 

Neue Tapete gefällig? Nicht bei den Römern. In den luxuriösen Landvillen der Saar-Mosel-Region waren die Wände mit prächtigen, farbenfrohen Wandmalereien geschmückt. Ein paar besonders gut erhaltene Beispiele haben einen ständigen Platz in der Dauerausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Sie stammen aus einer römischen Villa in Mechern bei Merzig (Saarland).

Die Bildfelder wurden 1970 beim Abriss der Mecherner Dorfkirche auf römischen Mauerresten entdeckt, die sich unter dem Kirchengebäude befanden. Die Fundsituation hat die Besonderheit, dass die dortige römische Villa in ihrer ersten Bauphase (2. Jh. n. Chr.) bereits in der Antike abgerissen und ca. 1 Meter höher neu errichtet wurde, sodass von Phase 1 die bemalten Mauern im unteren Bereich in allen Räumen stehen geblieben sind. Diese wurden mit Bauschutt befüllt und überplaniert als Bodenplatte für die neue Villa. Daher waren die Mauern nicht, wie sonst häufig, umgestürzt und die farbenfrohen Wandmalereien des älteren Baus erstaunlich gut erhalten.

Bei den Mecherner Wandmalereien handelt es sich um herausragende Beispiele römischer Wohnausstattung nördlich der Alpen, da im Vergleich zu den in sonstigen Römervillen auffindbaren Dekorationssystemen mit einfarbigen, geometrischen Farbflächen oder floralen Mustern in Mechern figürliche Szenen gefunden worden sind, ein äußerst seltener Befund. Die Bildfelder zeigen verschiedene Themenzyklen aus unterschiedlichen Räumen, so einen Stillleben-Zyklus mit Speisen auf silbernen Servierplatten (Fisch, Lachssteak und Pilze) oder eine Jagdszene mit Hirschrudel. Die umfangreichste Raumgestaltung besteht aus einem schwarzgrundigen Zyklus mit Zirkusszenen aus dem Amphitheater. Dazu gehören drei Gladiatoren-Kämpfe in verschiedenen Kampfgattungen (Hoplomachus vs. Thraex, Retiarius mit Wurfnetz vs. Secutor, Paegniarii mit Peitschen und Knüppeln), Tierhatzen, ein Zwerg im Scheinkampf als belustigende Einlage und ein musizierender Hahn mit Blasinstrument.

Die römische Villa wurde in einer Notgrabung im Winter 1970 unter ungünstigen Wetterbedingungen ausgegraben. Die damals übliche, und zudem unter Zeitdruck überhastet ausgeführte Art der Bergung im Stacco/Strappo-Verfahren (Aufkleben einer Gewebebahn und Abreißen der Putzschicht vom Mauerwerk) führte leider zu vielen Brüchen und Rissen, was die Sichtbarkeit und Verstehbarkeit der Motive stark verunklärte. Die Oberfläche hatte sich im Laufe der Jahre zudem durch Alterung und Verschmutzung stark verändert, sodass die ursprünglichen Motive mittlerweile kaum zu erkennen waren. Seit 2019 werden die Wandfelder nun nach 50 Jahren nach und nach restauriert – mit spektakulären, ersten Ergebnissen.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Hermann von Lingg (1820-1905)

Hermann Lingg (seit 1870 Ritter von Lingg) trat nach seinem Medizinstudium zunächst als Arzt in die Bayerische Armee ein. Nach gesundheitlichen Problemen wurde er bereits 1850 in den Ruhestand versetzt und widmete sich fortan dem Verfassen von Gedichten und Dramen.

 

Spartacus

Versammelt hielt sein Sklavenheer

Der Thracier Spartacus am Meer,

Und auf zum rauchenden Vesuv

Erklang der wilde Freiheitsruf:

Von nun an Männer, nicht mehr Sklaven

Erheben wir das Schwert und strafen

Der Unterdrücker Übermut.

Du Berg dort, blitz in unsre Rache!

Der Menschheit ganzes Herz erwache

In uns um ihr verlornes Gut.

Germanen, Scythen, Perser, Parther,

Illyrier, Gallier, Dacier, Sparter,

Jetzt treffet, daß die Wunde klafft!

Wir waren lang genug die Schlächter

Für dieses Volkes Blutgelächter,

Genug die Mörder unsrer Kraft.

 

Ein Tiger lauert in der Schlucht.

Auf, Nubier, jagt ihn in die Flucht!

Ein Wolf ist's, Cimbern, der euch droht,

Schwingt eure Keulen, schlagt ihn tot!

Beweis't die Kraft in euren Sehnen,

Die ihr so oft in den Arenen

Beim lauten Beifallruf erprobt!

Doch diesmal, wenn der Sand zerstoben,

Soll euch der tote Römer loben,

Wie lebend er euch nie gelobt.

Erhebt die Schwerter, schwingt die Sensen!

Gebt ihnen Feste, gebt Circensen,

Gebt einen Gladiatorenkampf!

Kämpft, kämpft, bis über Leichenwogen

Das Roß der Ritter Purpurtogen

In Staub zum Rost der Kette stampf'!

 

Zerfallen muß dies Pantheon,

Dies Rom, wie ein Koloß von Ton;

Sein Ruhm werd' aus der Welt gewischt,

Wie Nachts ein Meteor erlischt.

Herab von ihren Marmortreppen

Wird man der Wölfin Beute schleppen,

Hinab in alle freie Welt;

Bald tönt das Echo freier Lieder

Durch Thraciens Gebirge wider

Zum nordumstürmten Hirtenzelt;

Erblühn wird wieder Saat den Fluren,

Wo sonst die Siegeswagen fuhren,

Für die der Erdkreis schien zu schmal.

Zum Kampf denn, Römer! Laßt uns streiten!

Es grüßen euch die Todgeweihten,

Und so wie heut zum letztenmal! 

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