Infolge der Märzrevolution von 1848 fand ab dem 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche die erste parlamentarische deutsche Nationalversammlung statt. Ziel war es, eine Verfassung für einen neu zu gründenden, einheitlichen deutschen Staat zu erarbeiten. Am 28. März 1849 wurde die Verfassung schließlich nach monatelangen Debatten von der Nationalversammlung beschlossen. Die Verfassung sah eine demokratisch legitimierte Erbmonarchie vor. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. – auf den die Wahl fiel, als die Frage anstand, wer in Deutschland künftig Kaiser sein sollte – lehnte jedoch eine Kaiserkrönung am 28. April 1849 ab. Die Idee, dass ein souveränes Volk ihm die Kaiserwürde (die eigentlich nur von „Gottes Gnaden“ gewährt wurde) übertragen könne, widerstrebte ihm. In der hier abgebildeten Ausgabe der Königlich Privilegirten Stettinischen Zeitung vom 21. April 1849 – also noch vor der Absage des Königs erschienen – wird gleichwohl ausführlich über die virulente Kaiserfrage diskutiert. Die von der Nationalversammlung beschlossene Verfassung, die auch erstmals die Pressefreiheit in Deutschland fest verankerte, trat nicht in Kraft.
(Deutsches Zeitungsmuseum Wadgassen)
Begleitende Lyrik
Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
August Heinrich Hoffmann, der sich zur Unterscheidung mit anderen Schriftstellern ähnlichen Nachnamens Hoffmann von Fallersleben nannte, wurde 1798 in Fallersleben geboren und starb 1874 in Corvey (in der Nähe von Höxter). Bekannt wurde er vor allem durch die deutsche Nationalhymne, die er 1841 auf Helgoland schrieb. Populär sind auch zahlreiche seiner Kinderlieder wie „Alle Vögel sind schon da“ oder „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald“. Von den nachgewiesenen rund 550 Kinderliedern vertonte er selbst 80 Lieder.
Seine politisch motivierte Lyrik wurde hingegen weniger populär und von seinen Zeitgenossen auch kritisch betrachtet. Für das große Schillerfest (in Breslau), das anlässlich von Friedrich Schillers 100. Geburtstag vom 8. bis 10. November 1859 in fast 500 Städten und an allen deutschen Universitäten stattfand, hatte Hoffmann von Fallersleben das Gedicht „So hochgeboren ist kein Mann (König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen)" beigesteuert, das er bereits im November 1840 geschrieben hatte.
So hochgeboren ist kein Mann
(König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen)
So hochgeboren ist kein Mann
daß er die Lieb´ entbehren kann
Wer aber Treu und Lieb´ gewann
das ist fürwahr der höchste Mann
Heil ihm ! der nicht allein auf dem Throne thront
heil ihm ! der auch in unseren Herzen wohnt
der uns gehört, wie wir ihm gehören
noch eh er uns ließ die Treue schwören
Der mit gleicher Lieb uns all umfängt
wie ein Vater an seinen Kindern hängt
der jede biedere Gesinnung ehrt
und sich an keine Verdächtigung kehrt
Den Leisetritt, Heuchler und Schmeichler fern hält
und nicht den Sklaven zum Wächter des freien Herrn stellt
der die Gewissen nicht belästigt, zwänget und schnürt
sondern jedem schützt und befestigt, was ihn zum Himmel führt
Der dem freien Worte lässet Bahn und Weg
und dem edlen Streben bauet Brück´ und Steg
der niemandem, der hier und dort zu spitz singt
oder zu Markte ein Scherzwort, einen Witz bringt
Sofort von seinem Ort oder Sitz zwingt
der in begeisterter Red in des Herzens Tönen
uns ermahnt, wir sollen dienen und frönen
doch nur dem Wahren, dem Guten und Schönen
Der nicht Kunst und Wissenschaft beschützt
weil sie dem Staat ist ehrenhaft und nützt
sondern weil sich die ganze Welt um diese Angel dreht
und die Menschheit mit ihnen gesellt nur vorwärts geht
Der mit deutschem Gemüte das Leben erfaßt hat
und die Kunst und Poesie bei sich zu Gast hat
und in die steten Herrschersorgen und Mühn
flicht der Häuslichkeit Rosen und Immergrün
Der in seinem Frieden trägt
und Frieden für alles hienieden trägt
und allen gern mit eigenen Händen
allen Lebensberufen und Ständen
Alle Güter des Glückes möchte spenden
der erkennt das Bedürfnis seiner Zeit
und übet Recht und Gerechtigkeit
und durch festen Willen und Rat und Tat
Einheit und Gedeihen bringt in Kirch und Staat
der versöhnet und wehrt, vermittelt und schlichtet
belohnet und ehrt, begnadet und richtet
Ein Mann in Taten, ein Held im Glauben
Klug wie die Schlangen, ohne Falsch wie die Tauben –
o daß er lange, lange regiere
noch lange den Thron seiner Väter ziere
Will er doch mit uns vereint
in guten und bösen Tagen,
will wider des Vaterlandes Feind
voran das Banner tragen
Er rufe, wir stehen mit ihm, wohlan
sein ganzes Volk, ein Herz, ein Mann
Wir sind bereit
für ihn hienieden
in jeder Zeit,
in Krieg und Frieden,
in Freud und Schmerz
ein Mann, ein Herz.
Hoch lebe ! Hoch !
der uns regiert und uns regierte,
Hoch lebe Friedrich Wilhelm der Vierte !