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RUHR-KUNST-MUSEEN

9. bis 12. Juni 2023

 

Unser Reiseverlauf im Überblick:

Freitag, 9. Juni 2023: Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal
Anreise durch die Eifel nach Barmen, einem Stadtteil von Wuppertal. Hier besuchten wir den Skulpturenpark Waldfrieden, der der privaten Initiative des in Wuppertal lebenden britischen Bildhauers Tony Cragg zu verdanken ist. Dreißig Jahre nach Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit suchte er nach einem dauerhaften Ausstellungsgelände für Skulptur im Freien und entdeckte zufällig das verwaiste Anwesen Waldfrieden im Ortsteil Hesselnberg. 2006 erwarb er das weitläufige Waldgelände mit der Villa Waldfrieden, dem ehemaligen Wohnsitz des Farbenherstellers Kurt Herberts. Zwei Jahre später wurde der Skulpturenpark in der Trägerschaft einer gemeinnützigen Stiftung der Familie Cragg eröffnet, der eine kontinuierlich wachsende Skulpturensammlung enthält, deren Kern eine umfangreiche Werkauswahl Tony Craggs bildet.

Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch den Park (inklusive Führung) und einem Mittagsimbiss im Museumscafé fuhren wir zu unserem Hotel, der Parkvilla am Stadtrand von Wuppertal.



Samstag, 10. Juni 2023: Museum Küppersmühle und Lehmbruck Museum Duisburg
Nach dem Frühstück unternahmen wir einen Ausflug nach Duisburg. Mit knapp einer halben Million Einwohnern ist Duisburg die fünftgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens und Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr. Im Mittelalter war der Ort, der am Ausgangspunkt des Hellweges lag, bereits ein bedeutendes Handelszentrum. Im 19. Jahrhundert profitierte die Stadt von der günstigen Flusslage und der Nähe zu den Kohlelagerstätten im Ruhrgebiet und entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriestandort. Der Niedergang der Schwerindustrien zog Duisburg in einen Abwärtsstrudel, gegen den die Stadt mühsam ankämpft. Davon war heute nichts zu spüren, denn vor dem Museum Küppersmühle fand am Innenhafen ein Drachenbootrennen statt. Das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) war zunächst eine alte Getreidemühle mit  markanten Silotürmen, die das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron in ein Ausstellungshaus umbauten. Der neue Erweiterungsbau des MKM verbindet Industriekultur mit Museumsarchitektur der Gegenwart. Außen dominieren die für Herzog & de Meuron typischen Ziegel die Fassade. Wie bereits beim Umbau der historischen Küppersmühle zum Museum (1999) haben sich die Architekten am Bestand des MKM und der Architektur des Innenhafens orientiert. Im Zuge des Erweiterungbaus wurden auch die historischen Silos erschlossen und in den Bau integriert, wobei das ursprüngliche Industriedenkmal weitgehend erhalten blieb. Mit der Präsentation der Werke aus der Sammlung Ströher auf zusätzlichen 2.500 Quadratmetern ist das MKM ein zentraler Ort deutscher und europäischer Nachkriegskunst. Zu sehen waren über 300 Werke seit den 1950er Jahren, darunter Arbeiten von Anselm Kiefer, Georg Baselitz, KO Götz. A.R. Penck und Gerhard Richter. Zusätzlich erlebten wir zwei Sonderausstellungen: eine Ernst Wilhelm Nay-Retrospektive und eine atemberaubende Ausstellung zu Norbert Kricke mit dem Titel "Bewegung im Raum".
Auf der sonnigen Terrasse des Museumsrestaurants verbrachten wir bei einem köstlichen Mittagessen unsere Pause. Am Nachmittag fuhren wir in die Innenstadt zum Lehmbruck Museum. Es gehört zu den ältesten Museen der Stadt und ging aus dem 1924 gegründeten Kunstmuseum Duisburg hervor. Es war eng mit dem dortigen Museumsverein verbunden, der bereits seit 1907 zeitgenössische Kunst sammelte und ab den zwanziger Jahren auch sukzessive eine Sammlung mit Werken von Wilhelm Lehmbruck aufbaute, der 1881 in Meiderich, heute einem Stadtteil von Duisburg, zur Welt kam. Durch die Plünderungen der Nazis erlitt das Museum empfindliche Verluste, die nach 1945 erst allmählich ausgeglichen werden konnten. Seit 1958 wurde der Blick der Sammlung auch auf internationale Skulptur der Moderne gerichtet und das Haus erhielt einen großzügigen Anbau, den ein Sohn des Bildhauers, der Architekt Manfred Lehmbruck entworfen hatte. Seit 2009 befindet sich auch der Nachlass von Wilhelm Lehmbruck im Haus. Sowohl die Werke von Lehmbruck, die in einer exquisiten Dauerausstellung präsentiert werden als auch die aktuelle Sonderpräsentation zu Leben und Werk von Barbara Hepworth, lernten wir während eines geführten Rundganges kennen. Anschließend fuhren wir nach Wuppertal zurück, wo wir das Abendessen im zauberhaften Garten des Restaurants "Essen'z" einnahmen.

 

Sonntag, 11. Juni 2023: Abteibergmuseum Mönchengladbach und Dortmunder U
Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir nach Mönchengladbach und erkundeten das Abteibergmuseum. Das Museum wurde 1982 als das international erste Museum der Postmoderne nach Plänen des Wiener Architekten Hans Hollein eröffnet. Den Schwerpunkt seiner Sammlung bildet die zeitgenössische Kunst seit 1960; einen kleineren Umfang nimmt eine schöne Sammlung des Expressionismus und der modernen Avantgarden ein. Im Rahmen einer dezentral organisierten Landesgartenschau konnte der bereits von Hollein angedachte Skulpturenpark 2002 im alten Abteigarten mit Kunstwerken von Franz West, Jorge Pardo, Stefan Kern, Dan Peterman, Mauro Staccioli, Larry Bell, Francois Morellet und Giuseppe Penone realisiert werden. 2016 wurde das Haus als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet. Besonders beeindruckt waren wir von Sigmar Polkes Werk "6-teiliger Zyklus für die Biennale, Venedig 1986" (für dessen Präsentation Polke damals den Goldenen Löwen der Biennale erhielt).

Am Nachmittag fuhren wir weiter nach Dortmund. Hier erwartete uns das Dortmunder U, ein ursprünglich 1926/1927 errichtetes Hochhaus, das früher von der Dortmunder Union Brauerei als „Gär- und Lagerkeller“ genutzt wurde. Direkten Bezug nimmt der Name auf das Firmenzeichen der Brauerei: ein vierseitiges, neun Meter hohes, vergoldetes und beleuchtetes „U“ das 1968 nach einem Entwurf des Architekten Ernst Neufert errichtet wurde. Im Rahmen des europäischen Kulturhauptstadtprojektes RUHR.2010 erwarb die Stadt Dortmund den leerstehenden Bau und ließ ihn zu einem Zentrum für Kunst und Kreativität umbauen, in dem auch das Museum Ostwall eine neue Heimat gefunden hat. Das Museum Ostwall ist ausgerichtet auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt seiner Dauerausstellung stehen die Malerei des Expressionismus, Werke des Fluxus und des Informel bis hin zu Foto- und Videoarbeiten.
Hier lernten wir während einer Führung die neue MO_Sammlungspräsentation "Kunst -> Leben -> Kunst. Das Museum Ostwall gestern, heute, morgen" kennen, die u.a. Teller, Tassen, Vasen und Stühle präsentierte, mit denen Gründungsdirektorin Leonie Reygers in den 1950er Jahren zur „formschönen“ Einrichtung der eigenen Wohnung anregen wollte, und wie sich umgekehrt die Künstler*innen der MO-Sammlung vom Fluxus bis zur Gegenwart durch Möbel, Geschirr und Alltagsgegenstände zu Kunst inspirieren ließen.

 


Montag, 12. Juni 2023: Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna
In Unna stand unser letzter Museumsbesuch auf dem Programm: das Zentrum für Internationale Lichtkunst. Die Sammlung in der ehemaligen Lindenbrauerei in Unna besitzt Modellcharakter. Weithin sichtbar durch den 52 Meter in den Himmel ragenden Schornstein, bietet sich dieser zeitgenössischen Kunstform seit 2001 tief unter der Erde eine Fläche von insgesamt 2.600 Quadratmetern.Viele der Lichtinstallationen wurden eigens für die Räume vor Ort geschaffen und sind in ihrem ästhetischen wie technischen Auftritt individuell auf diesen Ort zugeschnitten.
Inzwischen haben dreizehn der international renommiertesten Lichtkünstler:innen eine dauerhafte Installation eingerichtet: Mario Merz, Joseph Kosuth, Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz und Olafur Eliasson. Den inhaltlichen Fokus der Sammlung bildet das Werk von James Turrell, der mit zwei Arbeiten in der Sammlung vertreten ist. In dieser Form ist das Zentrum für Internationale Lichtkunst das weltweit erste und einzige Museum, das sich auf die Präsentation von Lichtkunst konzentriert. Dabei stiftet die Begegnung zwischen avantgardistischer Lichtkunst und historischer Bausubstanz eine unverwechselbare Atmosphäre und inszeniert einen spannungsvollen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft. Nach einer kleinen Mittagspause ging es am Nachmittag über Hagen und durch die Eifel zurück nach Saarbrücken und Homburg.  Ende einer an Kunstschätzen reichen Reise.