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Kunst in Quarantäne 2.0

Der "Bierbrauer" von Schwarzenacker 

2./ 3. Jh. n. Chr., Fundort: Homburg-Schwarzenacker, Saarpfalz-Kreis
Bronze
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken

 

Diese kleine Bronzestatuette der Römerzeit wurde gefunden im Vicus von Homburg-Schwarzenacker in einem der Häuser der römischen Kleinstadt. Sie stellt einen Handwerker dar. Er hat ein jugendliches Gesicht mit Kurzhaarfrisur und Bartansatz an Oberlippe und Kinn und trägt einen Kittel und darüber eine knielange Schürze, die steif auf dem Körper aufliegt und auf dem Rücken mit breiten Schürzenbändern befestigt ist. Sie erweckt den Eindruck eines schweren Lederschurzes. Die Person ist in Schrittstellung gezeigt, hält die Arme vor sich und die Beine sind gebeugt, als ob sie eine schwere Last trägt. Mit dem rechten Arm umfasste sie einen nicht mehr erhaltenen runden Gegenstand. Das traditionelle Logo der saarländischen Karlsberg-Brauerei auf Bierdeckeln, Kronkorken und Flaschenetiketten, das einen Brauereiarbeiter mit Fass in weiter Schrittstellung zeigt, ermunterte den ehemaligen Landesarchäologen Alfons Kolling, das Figürchen ebenso mit einem Bierfass zu ergänzen und daher als Bierbrauer zu identifizieren. Zwei zusammen mit der Figur in diesem Römerhaus gefundene, eiserne Küferwerkzeuge legen eine Deutung als Fassmacher nahe. Es handelt sich um sog. Schilfhaken (auch Knospenhaken oder Lieschhaken genannt). Diese Spezialwerkzeuge dienen im Küferhandwerk dazu, die Fassdauben nach außen zu drücken, um den Fassboden mittels Schilfs abzudichten. Auch die dargestellte, dicke Lederschürze würde zu einem Fassmacher passen. Ob dieser Küfer im Kontext einer Bierbrauerei stand, lässt sich durch nichts belegen oder widerlegen – der Spitzname ist dem Figürchen jedoch geblieben.

Wie alt ist eigentlich Bier? Archäologische Funde weisen bierähnliche Substanzen vor rund 13.000 Jahren nach (Rakefet-Höhle, Israel) – Bier ist damit eines der ältesten alkoholischen Getränke der Menschheitsgeschichte. Die Menschen waren damals noch keine sesshaften Bauern, sondern sammelten Wildgetreide für die Herstellung. Im Alten Orient und Ägypten war Bier ein verbreitetes Getränk und Grundnahrungsmittel – zahlreiche schriftliche und bildliche Quellen überliefern Bierrezepte, Brauereidarstellungen und medizinische Verwendung. Im alten Babylon kannte man mind. 20 Sorten, wie Dünnbier, Schwarzbier, Rotbier, Weißbier. In vielen Rezepten wurde auch halbgar gebackenes Brot zerbröselt, mit Malz gemischt und damit die Biermaische angesetzt. Der Codex Hammurapi (1700 v. Chr., Louvre) enthält die älteste Bierschankordnung der Welt, zum Teil mit drakonischen Strafen – ein Beispiel:  „Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen bis sie ersticken.“

Bier findet auch bei griechischen und römischen Schriftstellern Erwähnung. Gelobt wird dabei z. B. der Einsatz zu medizinischen Zwecken. Der kulinarische Genuss wird oft eher negativ und das Biertrinken als Zeichen eines gesellschaftlich niedrigen Standes dargestellt – der vornehme Römer hatte Wein zu trinken. Die Kelten hatten zu dieser Zeit noch keine Kenntnis über Weintrauben oder Ölivenöl, sondern tranken Wein, den sie aus in Wasser verrotteter Gerste herstellten: ein faulig riechendes Getränk (Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates 13, 11, 12).

Der negativen Einstellung der Römer zum Bier als Barbarengetränk, die antike Autoren skizzieren, stehen Indizien entgegen, die zeigen, dass in den römischen Provinzen Bier reichlich konsumiert wurde. Bspw. Julius Caesar lernte bei seinem großen Gallien-Feldzug das gallische Bier kennen und schätzen. Bier wurde in Folge ein Grundnahrungsmittel des römischen Heeres. Es wurde auch nicht überall im römischen Reich nach gleicher Rezeptur und Qualität gebraut, sodass regionale Unterschiede den Getreidesaft vermutlich zu einem manchmal mehr, manchmal weniger populären Volksgetränk machten.

Cervisia, das süße, mit Honig versetzte gallische Bier schien einen guten Ruf gehabt zu haben. Auch Sprüche auf Trinkgefäßen deuten eher auf einen heiteren Umgang mit dem Bier hin als auf ein notwendiges Übel für die Armen. Hinweise auf Bierkonsum, Bierhandel und Bierherstellung in Gallien und Germanien geben auch archäologisch fassbare Hinterlassenschaften wie Reste von Brauereien und Schänken, organische Bierrückstände wie ausgekeimte Getreidekörner und eingetrocknete Biersubstanzen, Trinkgefäße mit Sprüchen, Fässer/Bottiche, Amphoren und Inschriften auf Grabsteinen von Brauern und Bierhändlern.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Charles Edouard Duboc (1822-1910)

Charles Eduard Duboc, geb. 1822 in Hamburg und 1910 in Dresden gestorben, war Maler und Schriftsteller. Er publizierte vornehmlich unter seinem Synonym Robert Waldmüller. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte er in Dresden zu den angesehensten Literaten, er unterhielt Kontakte zu Theodor Storm und Eduard Mörike. Zuweilen wird sein Synonym Robert Waldmüller auch mit seinem Bruder, dem Philosophen Julius Duboc, gleichgesetzt bzw. verwechselt.

 

Ein Lied vom Hopfen

Der Hopfen sprach: ich rank‘ am Boden hier,
Komm, stütze mich, ich dank‘ dir einst als Bier –
Ich weiss, du lässt dich keine Müh‘ verdriessen.

Ich stützte ihn, da hiess es: bind mich fest,
Damit der Wind mich ruhig reifen lässt;
Ich weiss, du lässt dich keine Müh‘ verdriessen.

Ich band ihn fest; da rief er: jetzt ist’s Zeit,
Pflück mich und bring mich hurtig auf die Spreit:
Ich weiss, du lässt dich keine Müh‘ verdriessen.

Dahin auch trug ich ihn; doch alsobald
Klang’s wieder: in den Kessel jetzt! er wallt!
Ich weiss, du lässt dich keine Müh‘ verdriessen.

Ich brühte ihn; da heischt‘ er: nun ins Fass,
Ins dunkle Fass und dann ins helle Glas!
Ich weiss, du lässt dich keine Müh‘ verdriessen.

Und als das Glas nun schäumend überlief,
Da warf er mich zum Danke um und rief:
Ei, ei, du stehst gar lose auf den Füssen!

 

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