Vorlesen

Hortfund von Reinheim

späte Bronzezeit, 9. Jh. v. Chr., Bronze, Fundort: Reinheim. Gem. Gersheim, Saarpfalz-Kreis
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken

 

Im Saar-Mosel-Raum finden sich in ungewöhnlicher Dichte zahlreiche Versteckfunde der späten Bronzezeit: sog. Hortfunde. Sie bestehen je aus einem Konvolut an Bronzeobjekten und scheinen auf den ersten Blick vergrabener Metallschrott des kostbaren Werkstoffs zu sein, versteckt für eine spätere Wiederverwendung. Der genauere Vergleich zeigt jedoch, dass sich die Horte nicht zufällig zusammensetzen, sondern aus drei Objektgruppen bestehen: Frauenschmuck, insbesondere Fußringe, Pferdegeschirr und Waffen, die in der Bronzezeit der Männerdomäne zuzuordnen sind. Gerade die stereotype Gleichartigkeit der Zusammensetzung lässt dabei den Grund des Vergrabens im kultisch-religiösen Bereich vermuten beispielsweise im Sinne einer Deponierung als Opfergabe. Alle diese Objekte zählten zu wertvollen Statussymbolen der gesellschaftlichen Elite, wie sie auch als Beigaben in Gräbern der Bronzezeit zu finden sind.

Ein prächtiges Beispiel dieser besonderen Fundgattung ist bereits im 19. Jahrhundert im saarländischen Wallerfangen (Vaudrevange) ausgegraben worden – lange bevor es das Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte gab. Er ist 1868 in die Sammlung des Archäologischen Nationalmuseums Frankreichs in Saint-Germain-en-Laye bei Paris gelangt und dort heute in der Dauerausstellung als Highlight der Abteilung Bronzezeit permanent ausgestellt. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte verfügt jedoch über weitere reiche Horte beispielsweise aus St. Ingbert, Erfweiler-Ehlingen und Brebach.

In der Kunstquarantäne stellen wir heute den Hortfund von Reinheim vor. Das 3000 Jahre alte Ensemble besteht aus zahlreichen Arm- und Fußringen aus Bronze verschiedener Größe, einem Tüllenmeißel, einer Phalere und Klapperblechen. Eine Phalere ist eine tellerartige Bronzescheibe, die z. B. in Lederriemen eingezogen die Brust eines Pferdes geziert haben könnte. Klapperbleche, sog. Tintinnabulla, sind ösenartig geformte Bronzebleche, die zusammengebunden und an der Schirrung eines Pferdewagens montiert neben der Schmuckfunktion auch ein schepperndes Geräusch erzeugt haben könnten. Besonders fein gearbeitet sind acht offene Hohlblechringe, in die feine Schraffuren und Linienmuster eingeritzt sind. Diese wurden vermutlich von Frauen bei Feierlichkeiten getragen und treten meist paarweise auf.

(Thomas Martin, Sammlungsleiter, Museum für Vor- und Frühgeschichte)

 

Begleitende Lyrik

Friedrich Rückert (1788-1866)

Friedrich Rückert (1788 in Schweinfurt geboren, 1866 in Neuses gestorben), der auch unter dem Pseudonym „Freimund Reimar“ publizierte, ist postum vor allem durch seine Gedichtsammlung der „Kindertotenlieder“ bekannt geworden. Die 1872 aus dem Nachlass herausgegebene Sammlung umfasst 428 Gedichte, die er in Trauer um seine an Scharlach verstorbenen Kinder geschrieben hatte.

Viele der frühen Gedichte von Friedrich  Rückert blieben zunächst unveröffentlicht, bis sie 1834-1838 in den „Gesammelten Gedichten“ erschienen.

Das hier in Rede stehende Gedicht (ohne Titel), das mit der Zeile „Nicht mehr das Gold und Silber will ich preisen“ beginnt, gehört zu seinen sogenannten „Geharnischten Sonetten“, und in einer Unterkategorie zu den sog. „Vorklängen“ (hier Nr. 11), die 1814 erstmals erschienen.

 

Nicht mehr das Gold und Silber will ich preisen:

Das Gold und Silber sank herab zum Tande,

Weil würdiglich vom ernsten Vaterlande

Statt Golds und Silbers ward erhöht das Eisen.

 

Wer Kraft im Arm hat, geh', sie zu beweisen,

Ein Eisenschwert zu schwingen ohne Schande,

Es heim zu tragen mit zerhaunem Rande,

Und dafür zu empfahn ein Kreuz von Eisen.

 

Ihr goldnen, silbren Ordenszeichen alle,

Brecht vor dem stärkeren Metall in Splitter,

Fallt, denn ihr rettetet uns nicht vom Falle;

 

Nur ihr, zukünft'ge neue Eisenritter,

Macht euch hinfort zu einem Eisenwalle

Dem Vaterland, das Kern jetzt sucht statt Flitter.

 

ZURÜCK